Hilfe beim Einleben in einem fremden Land

Bei der Veranstaltungsreihe „Flucht hat viele Gesichter“ berichten zwei Flüchtlinge und eine Helferin über ihre Erfahrungen in Heidelberg

Von Mirjam Mohr

Seit Monaten bestimmt die Flüchtlingsthematik die öffentliche Debatte in Deutschland. Doch wie geht es eigentlich den Menschen, die vor Krieg, Not und Verfolgung geflohen und in Heidelberg gelandet sind? Um diese Frage ging es am 10. März 2016 bei der vorletzten Veranstaltung der Reihe „Flucht hat viele Gesichter“, die der Stadtteilverein Rohrbach gemeinsam mit dem punker e.V. organisiert. Beantwortet wurden sie von einer Iranerin und einer Syrerin sowie der Vorsitzenden des Asylarbeitskreises Heidelberg, die im Alten Rathaus Rohrbach unter der Moderation von Annette Bellm von ihren Erfahrungen berichteten. Für die musikalische Umrahmung sorgte der Iraner Ashkan Amin mit Gitarre und Gesang.

Der Asylarbeitskreis wirkt als einer von mehreren Partnern der Stadt bei der Betreuung der Flüchtlinge mit. Die Vorsitzende Gudrun Sidrassi-Harth schilderte zunächst, wie die aktuelle Lage in Heidelberg aussieht und welche Aufgaben sie und ihre Kollegen erfüllen. Der Asylarbeitskreis ist vor allem bei der Einzelbetreuung tätig. „Die Stadt informiert uns, wenn neue Flüchtlinge angekommen sind, denen wir dann Erstbesuche abstatten. Anschließend vermitteln wir Ehrenamtliche, die die Neuankömmlinge im Alltag unterstützen, etwa bei Behördengängen oder Arztbesuchen“, erklärte Gudrun Sidrassi-Harth. Ein weiterer wichtiger Arbeitsbereich sind Sprachkurse, außerdem organisieren die Flüchtlingshelfer Kleiderkammern und Kinderbetreuung, vermitteln Dolmetscher und führen Schulungen und Fortbildungen für Ehrenamtliche sowie Infoveranstaltungen durch.

Wie es für die Menschen nach ihrer Ankunft in Heidelberg weitergeht, darüber berichteten  die Iranerin Parvaneh Zare und die Syrerin Banafsha Arabo. Beide kamen mit ihren Familien nach Heidelberg und leben inzwischen in Wohnungen und Kirchheim und im Pfaffengrund. Während Familie Zare noch auf den Bescheid ihres Asylantrags wartet, ist Familie Arabo bereits als Asylbewerber anerkannt. Beide Frauen fühlen sich wohl in Heidelberg und sind sehr dankbar für die Unterstützung, die sie erhalten haben – beide würden sich aber auch mehr Kontakt mit der Nachbarschaft und mehr Informationen über ihren Stadtteil und Freizeitaktivitäten wünschen.

Gudrun Sidrassi-Harth informierte im Anschluss über den aktuellen Stand bei der Planung einer neuen Flüchtlingsunterkunft in Rohrbach. Vorgesehen sind 100 bis 140 Plätze, die Bauarbeiten im Kolbenzeil sollen noch in diesem Frühjahr beginnen, so dass zum Jahresende die ersten Flüchtlinge einziehen können. Die Teilnehmer der Veranstaltung waren sich einig, dass es bei der Betreuung der Flüchtlingen eine Zusammenarbeit mit dem Stadtteilverein und der AG Asyl in Rohrbach geben soll, um ehrenamtliche Helfer aus Rohrbach einzubinden und Kontakt- und Begegnungsmöglichkeiten im Stadtteil zu schaffen. Das begrüßten auch die beiden „Flüchtlingsvertreterinnen“ des Abends: „Wir brauchen als Ausländer mehr Kontakt und mehr Informationen“, betonte Parvaneh Zare. Dass die Bereitschaft dazu in Rohrbach vorhanden ist, zeigten die anschließenden Fragen aus dem Publikum nach Möglichkeiten, Flüchtlinge ehrenamtlich zu unterstützen.