Rede zur Kerweeröffnung 2013

von Hans-Jürgen Fuchs

Liebe Freundinnen und Freunde der Rohrbacher Kerwe,
meine sehr verehrten Damen und Herren,

Begrüßung

Das Wetter

… traditionsgemäß beginnt die Begrüßung zur Rohrbacher Kerwe mit einem Hinweis auf das Wetter. Das eigentlich immer gut ist. Wie auch heute.
Also: Das Wetter ist wie immer wunderbar, dafür können wir allerdings nicht direkt etwas … Für den Rest allerdings haben Stadtteilverein und die Kerwevereine Freiwillige Feuerwehr, TSG und der Turnerbund gesorgt.
Und in deren Namen begrüße ich Sie nun herzlich!
Ich freue mich, dass so viele heute gekommen sind – vielleicht auch deswegen, weil bei der Eröffnung ein neuer Stadtteilvereinsvorsitzender redet und eine neue Weinkönigin uns begrüßt. Das ist für Sie sicher ungewohnt. Aber glauben Sie mir: Für uns hier vorne ist das noch ungewohnter …
Ich freue mich deshalb ganz besonders, dass ich meine Premiere hier nicht alleine zu bestehen habe, sondern unsere neue Weinkönigin Katrin an meiner Seite weiß …
Und nicht zuletzt freue mich, dass so viele Vertreter/innen der verschiedenen politischen Instanzen heute gekommen sind. Ich möchte heute einmal bei denen anfangen, die mit den Rohrbacher Geschicken am direktesten verbunden sind. Das sind die Vertreter/innen des Bezirksbeirats. Alle Entscheidungen, die unseren Stadtteil betreffen, gehen zunächst durch dieses Gremium.
Die Bezirksbeiräte können allerdings nur Empfehlungen aussprechen. Empfehlungen jedoch, die in der Regel auch gehört werden – dann wenn es uns gelingt, im Rat möglich breite Mehrheiten zustande zu bringen. Entscheiden muss aber letztendlich der Gemeinderat. Deshalb sind wir darauf angewiesen, im Gemeinderat Menschen zu wissen, denen die Rohrbacher Belange nicht fremd sind. Ich freue mich, das so viele Gemeinderäte heute gekommen sind und damit zeigen, dass ihnen Rohrbach am Herzen liegt.
Ja, und dann ist auch unsere Bundestagsabgeordneter Lothar Binding hier, herzlich willkommen. Dr. Karl A. Lamers, der sonst ein treuer Besucher unserer Kerwe ist, ist heute leider verhindert und lässt sich entschuldigen. Allerdings wird er die Kerwe am Montag zum  Stammtisch der CDU besuchen.
Last but not least: Zur Krönung der neuen Weinkönigin war er da und sagte, hier in Rohrbach sei die Welt noch in Ordnung. Offenbar gefällt es ihm so gut, dass er heute wieder hier ist. Wir freuen uns ganz besonders über den Besuch unseres Oberbürgermeisters Dr. Würzner!

Dank an die Politik

In der Tat, es sind viele Politiker heute gekommen. Und viele von Ihnen werden jetzt denken: „Kein Wunder, es stehen ja auch Wahlen an”.
Da mag auch etwas dran sein. Aber, wir sollten bedenken, der Terminkalender dieser Leute ist immer voll. Und die meisten Gemeinderäte und Bezirksbeiräte sind wirklich fleißige Leute. Für einen Gemeinderat bedeutet das, habe ich mir sagen lassen, locker zehn und mehr Stunden Aufwand pro Woche – ehrenamtlich versteht sich.
Das sollten wir auch einmal honorieren. Deshalb, bitte einen Applaus für unsere Vertreter in den politischen Gremien.
Vielleicht wundert Sie das jetzt. Bei Kerweeröffnungen ist man ja eher defitige Worte gewöhnt. Aber Bernd Frauenfeld und ich haben eine Art klassische Arbeitsteilung vereinbart, jene, die man aus Krimis kennt. Sie nennt sich Good Cop/Bad Cop. Also keine Angst: Kritische Worte kommen noch, ganz sicher von Bernd, zum Teil auch von mir …

Wünsche an die Politik

So, nun aber zu den Inhalten. Denn es ist guter Brauch und es macht auch Sinn, den anwesenden Politikerinnen und Politikern ein paar Wünsche aus dem Stadtteil mit auf den Weg zu geben. Zwei Dinge sind es, auf die ich gern kurz eingehen möchte.

Alt Rohrbach

Das Rathaus

Der erste Punkt betrifft den Bereich, in dem wir stehen, Alt-Rohrbach. Hier haben wir bald einen wirklichen Grund zu feiern: Der Rathausumbau steht kurz vor dem Abschluss. Und das, was die Stadt hier ermöglich hat, kann sich sehen lassen. Unser Altes Rathaus wird ein richtiges Schmuckstück. Und mit den zusätzlichen Räumen haben wir endlich Gelegenheit, kleinere kulturelle Veranstaltungen durchzuführen. Und auch für die Vereine wird sich die Raumproblematik entspannen.
Leider konnte der geplante Fertigstellungstermin, der heutige Tag, nicht eingehalten werden. Wer aber verfolgt hat, was alles im Haus umgebaut wurde, wundert sich nicht darüber. Es wurde gründlich und umfassend saniert. Und das ist gut so. Dass das alles so lief, dafür möchte ich mich bei drei Akteuren herzlich bedanken.
Da ist Matthias Heitz vom Gebäudemanagement der Stadt, der sich mit größtem Engagement um den Umbau gekümmert hat, der sich in unsere Lage versetzen konnte und uns in jeder Hinsicht unterstützt hat.
Dann möchte ich mich bedanken beim Architekten der Maßnahme, bei Wolfgang Kessler, der dafür gesorgt hat, dass dieses schöne Gebäude noch schöner geworden ist. Der zweite Ausgang und die Fenster im Norden sind wunderbar. Die Räume erhalten dadurch etwas sehr luftiges und repräsentatives …
Und nicht zuletzt danke ich Oberbürgermeister Dr. Würzner, der bei den kritischen Punkten des Umbaus ein offenes Ohr für uns hatte und uns tatkräftig unterstützt hat! Ohne ihn hätten wir bald ein schönes Haus, aber keine Stühle zum sitzen …
Ja, es ist wahr, hier in Rohrbach ist die Welt noch in Ordnung. Jedenfalls fast. Und jedenfalls deswegen, weil wir seit Jahren dafür kämpfen, das Leben im alten Kern Rohrbachs zu erhalten und zu stärken. Der Umbau des Alten Rathauses ist eine der Früchte dieser Anstrengungen, der Umbau des Rohrbach Markt eine andere.
Und der Erfolg gibt uns Recht. Nach einem heftigen Geschäftesterben vor 12/13 Jahren bescheinigt uns nun der Einzelhandelsbericht der Stadt eine sehr gesunde Geschäftsstruktur.

Der Rathausplatz

Und nun steht der Umbau des Bereichs hier um das Rathaus an. Hier unter uns sind Menschen, inzwischen Großväter und -mütter, die in den 70er Jahren bereits für  mehr Rücksicht auf die schwächsten Verkehrsteilnehmer, auf Kinder und alte Menschen, eintraten. 40 Jahre hat es gedauert, bis sich grundlegend etwas ändert. Nun ist es so weit. Bald beginnt der Umbau des Rathausplatzes. Der Platz wird schöner werden, ein richtiges Zentrum für unseren Stadtteil.
Und in diesem Rahmen, und das ist der Hauptgrund für die Unannehmlichkeiten, die uns bevorstehen, müssen alle Versorgungsleitungen erneuert werden. Das wird für uns alle eine Prüfung werden. In der Umbauzeit, ein Jahr lang, wird der Verkehr nicht frei fließen können. Für lange Zeit muss die Durchfahrt sogar ganz gesperrt werden. Für uns Anwohner ist das mühsam, für unsere Gewerbetreibenden wird es sehr schwierig werden. Sicher, es wird einen Baustellenfonds geben. Es gab bereits erste Gespräche auch zu Marketingaktionen, aber uns muss klar sein, dass unsere Geschäfte diese Zeit nur überstehen, wenn wir zu ihnen stehen. Gehen wir also zu Fuß zum Einkaufen. Ich appelliere an alle, die bisher im Ort kauften: tut das weiter. Und an alle, die es bisher nicht taten: probiert es mal aus! Es lohnt sich! Sorgen wir gemeinsam dafür, dass die Geschäfte und Praxen die Umbauphase gut überstehen. Mehr Leben in Rohrbach ist ohne sie nicht denkbar.

Das Sanierungsgebiet

Mit dem Umbau des Rathausplatzes wurde ein erstes großes Ziel im Sanierungsgebiet Rohrbach erreicht. Allerdings sieht es so aus, als könnte es auch das letzte sein. Das Sanierungsgebiet endet am 31. Dezember 2015. Und der 1. Bürgermeister Stadel kündigte schon letztes Jahr an, dass die Stadt angesichts der großen Herausforderungen durch Bahnstadt, IBA und Konversion die Sanierungskonzepte in Rohrbach und Handschuhsheim wohl nicht mehr fortsetzen könne.
Das machte uns wütend. Denn alle reden von Bürgerbeteiligung. Wir hier in Rohrbach haben uns beteiligt – konstruktiv und über Jahre hinweg. Das Sanierungsgebiet erschien uns als Chance, den enormen Nachholbedarf Rohrbachs anzugehen. In den meisten anderen Stadtteilen waren die Zentren bereits saniert worden, nur hier hatte man uns über Jahrzehnte mit Hinweis auf ein großes Gesamtkonzept vertröstet. Dies, so schien uns, war mit dem Sanierungsgebiet gekommen.
Ach, was hatte man uns nicht alles erzählt an mehr als einem Dutzend Treffen des Runden Tischs? Die Straßen sollten gepflastert werden, ein Beleuchtungskonzept sollte kommen, grüne Brücken und Bäume, ein Jugendzentrum auf dem Kerweplatz. Einmal wurden uns, Sie werden es kaum glauben, sogar Zeichnungen gezeigt, bei denen Autos per Fahrstuhl im Untergrund der Straße verschwinden sollten.
Doch Tiefgaragen und Jugendzentren wollten wir gar nicht, auch keine Luxussanierung, sondern die Realisierung von Notwendigkeiten, das Einlösen von Dingen, die uns seit Jahrzehnten versprochen wurden.
Und nun? Im Mai 2011 tagte der Runde Tisch zum Sanierungsgebiet Rohrbach zum letzten Mal. Seither ist es still geworden um das Sanierungsgebiet. OB Würzner hat im Rahmen der Haushaltsberatungen 2012 zwar betont, das Sanierungskonzept sei nicht vom Tisch. Passiert ist bisher aber nichts.
Wir meinen: Das kann es nicht gewesen sein. Wenn sich Bürger intensiv, konstruktiv und über Jahre hinweg engagieren, darf man diese nicht vor den Kopf stoßen. Wenn man Bürgerbeteiligung wirklich will, muss man die Bürger auch ernst nehmen. Für uns nämlich ist Bürgerbeteiligung eine ernste Sache. Wir wollen mitreden, mithelfen, unsere Erfahrungen einbringen und etwas bewirken. Und sind bereit, dafür sehr, sehr viel Freizeit zu opfern.
Wir fordern deshalb den Gemeinderat auf: Verlängert das Sanierungsgebiet über das Jahr 2015 hinaus, stellt in den nächsten Doppelhaushalt 2015/2016 Mittel ein für die Umgestaltung zumindest der restlichen Rathausstraße und der Leimerstraße bis zum Burnhofweg. Das Sanierungsgebiet darf kein Stückwerk bleiben! Es muss erfolgreich zu Ende geführt werden!

Hasenleiser und Hospital

Der zweite Punkt, den ich ansprechen möchte, ist der Hasenleiser und dort speziell das Hospital. In den nächsten Tagen wird dieses an die Bundesimmobilienverwaltung BimA übergeben werden und steht dann leer. Was damit passieren soll, weiß noch niemand. Der Bürgerbeteiligungsprozess soll erst im November beginnen. Wie schnell aber leerstehende Bereiche verwildern, hat man in der Südstadt gesehen. Es wird also höchste Zeit, dass die Stadt, dass aber auch wir uns überlegen, was mit dem Hospital geschehen soll.
Dabei darf das Ganze nicht isoliert gesehen werden. Ich gebe zu, dass der Hasenleiser in den letzten Jahren nicht gerade im Mittelpunkt des Interesses der aktiven Menschen hier im Stadtteil stand. Aber: Der Hasenleiser entwickelt und verändert sich im Moment rasant. Und der Bericht zur sozialen Lage der Stadt hat ergeben, dass im Hasenleiser ein hoher Handlungsbedarf besteht. Der Gemeinderat hat deshalb Gelder für ein Quartiermanagement in den Haushalt eingestellt. Auch wir hier vor Ort sollten uns in Zukunft stärker um diesen Teil Rohrbachs kümmern! Der Hasenleiser ist ein schöner, grüner Teil Rohrbachs. Er hat mehr Aufmerksamkeit verdient!